Thomas-Müntzer-Denkmal

Thomas Müntzer wurde zu Lebzeiten nicht portraitiert. Deshalb ist sein genaues Aussehen und seine Gesichtszüge unbekannt. Unmittelbar vor dem historischen Rathaus wurde in 2024 eine aus Edelstahl geschaffene Skulptur errichtet. Das Denkmal für den Reformator wurde von Friedemann Knappe geschaffen. Auf dem Sockel ließ der Sohn einer Pfarrersfamilie ein Zitat aus der Schutzrede Müntzers gegen Luther ein.

Frühe Jahre und Ausbildung

Thomas Müntzer wurde um 1489 in Stolberg im Harz geboren. Über seine Kindheit und Jugend gibt es nur wenige verlässliche Quellen. Er besuchte ab 1506 die Universität Leipzig und studierte später Theologie an der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Um 1513 wurde er im Bistum Halberstadt zum Priester geweiht und arbeitete parallel als Lehrer in verschiedenen Städten. Ab 1516 war er Probst im Nonnenkloster Frose bei Aschersleben.

Reformatorische Einflüsse und erste Konflikte

Während seiner Lehrertätigkeit in Braunschweig kam Müntzer möglicherweise in Kontakt mit einem reformatorischen Bibelkreis. Um 1517/18 ging er nach Wittenberg und hatte dort wahrscheinlich Kontakt zu Martin Luther. Im Sommer 1519 verfolgte er die Disputation zwischen Luther und dem katholischen Theologen Johannes Eck in Leipzig. Auf Luthers Empfehlung erhielt er 1520 eine Pfarrstelle in Zwickau.

Wirken in Zwickau (1520–1521)

In Zwickau erlebte Müntzer die sozialen Spannungen zwischen reichen Bürgern und der armen Bevölkerung. Dort kam er mit dem Tuchmacher Nikolaus Storch, einem führenden Vertreter der „Zwickauer Propheten“ in Kontakt, die an die bevorstehende Herrschaft Gottes glaubten und apokalyptische Erwartungen hegten. Seine radikalen Predigten führten zu wachsendem Widerstand im Zwickauer Rat sowie der Geistlichkeit, sodass er im April 1521 heimlich die Stadt verlassen musste.

Das „Prager Manifest“ (1521)

Im Juni 1521 ging Müntzer nach Prag, wo er sich mit den Lehren des tschechischen Reformators Jan Hus beschäftigte. Im November 1521 veröffentlichte er das „Prager Manifest“, in dem er die Geistlichkeit scharf angriff und forderte, dass die Gläubigen Erleuchtung nur durch den Heiligen Geist erfahren sollten. Aufgrund dieser radikalen Ansichten wurde er auch aus Prag vertrieben.

Pfarrer in Allstedt (1523–1524)

Ab März 1523 wirkte Müntzer als Pfarrer in Allstedt. Er setzte sich für eine Gottesdienstreform ein und veröffentlichte die Schriften „Deutsch Evangelische Messe“ und „Deutsch Kirchenamt“. Als erster hielt er die Gottesdienste in deutscher Sprache, damit auch das gemeine Volk ihn verstehen konnte. Seine Gottesdienste erfreuten sich einer großen Beliebtheit, so dass scharenweise die Menschen aus der Umgebung nach Allstedt pilgerten, um diesen beizuwohnen. Müntzer entwickelte in Allstedt seine Theologie weiter und sprach von der kommenden Herrschaft Gottes auf Erden.
Müntzer lehnte Luthers „Zwei-Reiche-Lehre“ ab, die zwischen weltlicher und göttlicher Herrschaft unterschied. Während Luther Gewalt gegen die Obrigkeit ablehnte, befürwortete Müntzer einen aktiven Widerstand. In seinen Schriften griff er Luther scharf an und bezeichnete ihn als „Vater Leisetritt“ oder auch als das „geistlose sanft lebende Fleisch zu Wittenberg“. Dieser revanchierte sich seinerseits, indem er Müntzer als „Satan von Allstedt“ bezeichnete. 

Mutmaßlich durch Müntzers Worte beeinflusst, wurde die Mallerbacher Kapelle am 24. März 1524 geplündert und niedergebrannt. Dieser Akt der Gewalt gilt als einer der Vorboten des Bauernkriegs im mitteldeutschen Raum.

Müntzers radikale Ansichten brachten ihn bereits frühzeitig in Konflikt mit dem Grafen Ernst von Mansfeld, der ihm 1523 das Predigen verbot. Müntzer hielt dennoch am 13.07.1524 auf dem Schloss in Allstedt die sogenannte „Fürstenpredigt“ vor Herzog Johann von Sachsen und seinem Sohn Johann Friedrich. Der Inhalt dieser verbreitete sich durch den aufkommenden Buchdruck rasant, so dass die weltlichen Herrscher ihn als ernste Bedrohung wahrnahmen. Aufgrund wachsender Unruhen in Allstedt musste er jedoch im August 1524 heimlich fliehen.

Bauernkrieg und letzte Jahre

Er gelangte nach Mühlhausen, wurde dort aber bald wieder ausgewiesen. Danach reiste er an den Oberrhein und kam mit aufständischen Bauern in Kontakt. 1525 kehrte Müntzer nach Mühlhausen zurück, wo er eine radikal-demokratische Herrschaft errichtete. Klöster wurden aufgelöst und ihr Besitz in Gemeineigentum überführt. Als sich der Bauernkrieg ausbreitete, zog er mit einem Bauernheer nach Frankenhausen. Dort wurde seine Armee am 15. Mai 1525 von fürstlichen Truppen vernichtend geschlagen. Müntzer wurde gefangen genommen, gefoltert und wenige Tage später hingerichtet. Sein Tod markierte das Ende des Bauernkrieges in Deutschland.

Fazit

Thomas Müntzer war eine zentrale Figur der frühen Reformation, deren radikale Vorstellungen ihn in Konflikt mit der Obrigkeit und selbst mit Martin Luther brachten. Sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit und seine Vision eines Gottesreiches auf Erden machten ihn zu einem der führenden Köpfe des Bauernkriegs von 1524/25. Sein Scheitern und seine Hinrichtung besiegelten das Ende dieses Aufstands, doch seine Ideen wirkten in späteren sozialen Bewegungen weiter.

Friedemann Knappe wurde 1966 in Leinefelde geboren. Er studierte von 1991 bis 1996  an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle. Er belegte die Studienrichtung Bildhauerei/Metall und schloss sein Studium mit Diplom ab. Seit dem ist er freischaffend tätig.