Kirchruine St. Wigbert
Die Wigberti-Kirche in Allstedt ist eines der ältesten und historisch bedeutendsten Bauwerke der Region „Goldene Aue“. Ihre Geschichte reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, als sie ursprünglich als Holzkirche errichtet wurde. Der Name der Kirche leitet sich von Wigbert, einem Missionar, der zusammen mit dem heiligen Bonifatius die Christianisierung der Thüringer vorantrieb, ab. In der Folgezeit war das Gebäude stets mit wichtigen Ereignissen und historischen Entwicklungen der Region verbunden.
Einer der bekanntesten und frühesten Berichte über die Kirche besagt, dass sie 777 von Karl dem Großen an das Kloster Hersfeld in Hessen geschenkt worden sei. Diese Schenkungsurkunde wurde jedoch später als Fälschung entlarvt. Es steht jedoch außer Frage, dass die Kirche im 8. Jahrhundert zu den Besitzungen des Klosters Hersfeld gehörte und möglicherweise sogar von diesem gegründet wurde. Der historische Verlauf nimmt eine neue Wendung, als Otto II. die Kirche im Jahr 979 durch einen Tausch erwarb und sie daraufhin dem Kloster Memleben übergab. Der Wechsel des Besitzes setzte sich fort: Im Jahr 1015 übertrug Heinrich II. das Bauwerk und die dazugehörigen Ländereien wieder an das Kloster Hersfeld, wo die Kirche für die nächsten Jahrhunderte verbleiben sollte.
Ab 1282 gehörte die Wigberti-Kirche dann zum Kloster Walkenried und verblieb bis zur Reformation in dessen Besitz. In dieser Zeit rankten sich viele Legenden und Mythen um die Kirche und ihre Nutzung. Eine der bekanntesten Erzählungen besagt, dass Thomas Müntzer, der bedeutende Reformator und Anführer im Deutschen Bauernkrieg, in der Wigberti-Kirche gewirkt und sogar im Turm gewohnt haben soll. Laut einer Überlieferung habe er sich dort zurückgezogen, um in der Nähe des Himmels zu sein, wenn er seine Offenbarungen empfing. Es gibt jedoch keinerlei Beweise für diese Legende, ebenso wenig wie für die Behauptung, dass die Kirche während des Deutschen Bauernkrieges zerstört worden sei. Historische Quellen belegen, dass die Kirche zu jener Zeit zwar in einem desolaten Zustand war, jedoch keine Zerstörung durch kriegerische Ereignisse stattgefunden hatte.
Im 16. Jahrhundert wird die Kirche in einem verwahrlosten Zustand beschrieben. Im 18. oder frühen 19. Jahrhundert fand ein bedeutender Umbau statt, bei dem der spätgotische Chor der Kirche in drei Wohngeschosse umgewandelt wurde. Diese Räume dienten als Armenwohnungen, und es ist bekannt, dass sie bis in die 1970er Jahre bewohnt waren. Erst nach einem verheerenden Brand in den 1970er Jahren, der große Schäden an der Kirche anrichtete, wurde das Gebäude weitgehend als Ruine hinterlassen.
Trotz des teilweisen Verfalls hat der romanische Turm der Kirche aus dem 12. Jahrhundert den Zahn der Zeit weitgehend überstanden. Er ist heute eines der am besten erhaltenen Bauelemente der Kirche und bildet mit seinen drei Geschossen, die ohne Gesimse in die Höhe ragen, ein markantes Wahrzeichen der Stadt Allstedt. Von den 1950er bis 1980er Jahren diente der Turm zeitweise als Müntzer-Gedenkstätte, und während dieser Zeit wurde er als Museum genutzt, was dazu beitrug, ihn in relativ gutem baulichen Zustand zu erhalten.
Die Wigberti-Kirche, auch als Allstedter Dom bekannt, hat trotz der langen Geschichte von Veränderungen und Zerfall ihren Wert als historisches und architektonisches Denkmal nicht verloren. Sie ist heute im Besitz der Stadt Allstedt und wird als unverzichtbarer Bestandteil des Stadtbildes betrachtet. Der Erhalt der Kirche ist von großer Bedeutung, nicht nur für die historische und kulturelle Identität der Stadt, sondern auch für die Region als Ganzes.
Besonders hervorzuheben ist, dass im Jahr 2025 das 500-jährige Jubiläum des Deutschen Bauernkrieges gefeiert wird, ein Ereignis, das auch mit der Geschichte der Wigberti-Kirche in Verbindung gebracht wird. Für interessierte Besucher und Geschichtsfreunde wird dies eine ausgezeichnete Gelegenheit darstellen, mehr über die Rolle der Kirche in dieser turbulenten Zeit sowie ihre lange Geschichte zu erfahren und zu erleben.
Insgesamt bleibt die Wigberti-Kirche ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte von Allstedt und der Region, ein Ort, der Besucher nicht nur durch seine architektonische Schönheit beeindruckt, sondern auch durch die tief verwurzelte Geschichte, die in ihren Mauern verborgen liegt.